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Gerd Bandelow zeigt seine Aquarelle

 

 Er ist zum Malen an die Nordsee gereist, nach Italien und nach Marokko. Aber das Bild, das Gerd Bandelow für die Ankündigung seiner neuen Ausstellung im Königs Wusterhausener Dahmeland-Museum ausgewählt hat, ist gleich bei dem Galluner um die Ecke entstanden. Es zeigt einen Bahnübergang der Draisinen-Strecke von Mittenwalde nach Töpchin. Es war ein sehr schöner Novembertag, der Himmel war durch den Sonnenuntergang so schön gefärbt, erinnert er sich an den Moment, als an Ort und Stelle dieses Bild entstand. Gerd Bandelow liebt es, im Freien zu malen.

 

 Der frühere Schulleiter des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums, der sich auch im Kulturbund Dahme-Spreewald engagiert, hatte schon zu DDR-Zeiten spezielle Pleinairs, Freilichtmalereikurse, organisiert. Mit den Mitgliedern eines beim Schwermaschinenbau Heinrich Rau in Wildau angesiedelten Malzirkels unternahm Bandelow schon in den 1980er Jahren entsprechende Reisen. Sie suchten sich ihre Motive an der Ostsee oder im Spreewald und zeichneten und malten direkt vor Ort. Nach der Wende wurde der Zirkel aufgelöst. Außerdem wurde Bandelow Schulleiter, da fehlte die Zeit, die Malgruppe intensiv zu betreuen. Ehemalige Mitglieder überzeugten ihn dann, zumindest Pleinairs weiterhin durchzuführen. Da konnte ich künstlerisch schön tätig sein, sagt er. Aus Umbrien ist auch eine Landschaft dabei, erzählt er über seine kommende Ausstellung.

 

 Für diese hat er rund 20 solcherart entstandene Aquarelle ausgewählt; sie werden ab dem 16. August in der oberen Etage des Hauses gezeigt werden. Auch kleinformatige Werke, die bei privaten Studienreisen entstanden , will er zeigen

 

 

Karen Grunow  (MAZ v. 09.08.2016)

 

 


 

 

Zeichnerische Notizen

 

 Ganz leicht thront die alte Ruine auf einem Hügel direkt an der Küste.  Das rote Gemäuer und der blau-graue Himmel, der sich wie ein Tuch über die Szenerie legt, charakterisieren das Aquarell des Künstlers Gerd Bandelow aus dem Jahr 2014. Diese Ruine habe ich vor einigen Jahren durch das Gemälde eines anderen Künstlers entdeckt, sagt Gerd Bandelow. Seither hat er mehrere Zeichnungen davon angefertigt.

 

 

 Die Aquarellzeichnung der Ruine an der pommerschen Küste ist derzeit zusammen mit anderen Bildern, die Gerd Bandelow seit 1984 gemalt hat, in einer neuen Ausstellung in der Galerie unterm Dach im Dahmelandmuseum in Königs Wusterhausen zu sehen. Am Dienstag wurde die Ausstellung mit zahlreichen Gästen eröffnet.

 

 

 Die Bilder zeigen hauptsächlich Landschaften, von der Ost- und Nordsee bis Umbrien in Italien. Aber auch Alltagsszenen, wie etwa das Bild mit dem Titel Dacharbeiten (Hiddensee) oder Hühnerhof (Ruppiner Land). Die Bilder wurden mit einem schnellen Pinselstrich gemalt. Details lassen sich nur erahnen. Denn die Zeichnungen sind sogenannte Pleinair-Zeichnungen. Das heißt. Sie wurden direkt vor Ort unter freiem Himmel gemalt. Als Notizen bezeichnet Gerd Bandelow diese Form der Malerei Die Bilder sind einfach sehr luftig und frisch sagt Sabine Fiedler, die sich um die Realisierung der Ausstellung bemüht hatte. Ich kenne Gerd Bandelow schon lange und war auch selbst auf einigen Malfahrten dabei, erzählt sie. An viele Orte, die auf den Bildern zu sehen sind, kann sich auch Sabine Fiedler gut erinnern.

 

 

 „Andere gehen mit dem Fotoapparat los, ich mit dem Pinsel, erklärt Gerd Bandelow. Die Aquarelle seien eine Art Gedächtnisstütze, um später ein richtiges Ölgemälde zu (schaffen), erklärt er. So hat er es auch mit der polnischen Ruine gemacht. Ruinöses habe ihn schon länger interessiert. Und auch die Backsteinstruktur des Gemäuers faszinierte ihn. Daher entschied er sich dazu, weiter zu malen. Doch längst nicht jede zeichnerische Notiz schafft es auch auf die Leinwand, einige wandern wieder zurück in die Sammelmappe. Wichtig ist, dass die Idee dahinter stimmt, erklärt Gerd Bandelow. Auf dem Weg hin zum richtigen Ölgemälde fertigte der Künstler sieben verschiedene Varianten der Ruine an. Die Aquarellzeichnung übertrug er unter anderem in eine Bleistiftzeichnung und einen Aquatinta-Tiefdruck. Dafür habe ich mir in meinem Haus neben dem Atelier noch eine (Druckwerkstatt) eingerichtet, erzählt der Künstler. Ausgangspunkt war aber immer die Aquarellzeichnung.

 

 

 Durch die verschiedenen Varianten nähert sich Gerd Bandelow allmählich dem Objekt, um es schließlich auf großer Leinwand zu verewigen. Eines der fertigen Ölgemälde der Ruine ist ebenfalls in der Ausstellung zu sehen. Von den weichen Linien und zarten Farben ist auf dem Ölbild nichts geblieben. Es ist geprägt von einer Rasterstruktur und eckigen Formen. Das zarte Blau des Himmels hat sich in feuriges Rot gewandelt. Die Steilküste zeigt ein Farbenmeer aus Blau-, Grün- und Rottönen. Vom Aquarell bis zum fertigen Ölgemälde vergingen knapp zwei Jahre.

 

 Danilo Hafer (MAZ v.17.08.2016)

 


 

 

 

Von Pferden, Kamelen und Ziegen

 

 Es hat beinahe etwas Zärtliches, wie die beiden da so  liegen, aneinandergedrängt, die Köpfe auf  einer Schulter des anderen ruhend. Zwei Kühe sind es, und in ihren massigen Körpern scheint sich die Mittagsruhe zu verfestigen. Gerd Bandelow hat diese so anrührende  wie dekorativ-symmetrische Studie geschaffen; derzeit stellt er diese und weitere Tierbilder in der Zeuthener Bibliothek aus.

 

 

 „Seit frühester Jugend wurde ich durch meinen Vater angeregt der hatte Pferde so gern, erinnert sich der in Gallun lebende Künstler an die Anfänge seiner Tierbegeisterung. War es zunächst eben vor allem das Pferd, das er zeichnete, so  begann er während seines Studiums in Dresden auch andere Tiere mit Augen und Stift zu erkunden. Ohnehin sei Anatomie damals ein wichtiges Thema im Studium gewesen, das schulte den Blick für die Körperlichkeit.

 

 

 Mehr als 20 Arbeiten hat er für die Ausstellung ausgesucht, auch zwei Plastiken sind dabei. Ohnehin, betont Bandelow, zeige er eben nicht nur  Tierstudien, sondern zugleich auch die vielen unterschiedlichen künstlerischen Techniken. Jene Ruhenden Kühe sind eine (Alugraphie). Er hat Pastelle ausgewählt, Holz- und Linolschnitte geschaffen. Zwei grasende Ziegen auf saftig grüner Weide zwischen Klatschmohn sind eine Monotypie, also auf eine Platte gemalt und dann gedruckt. Vor zwei Jahren reiste Bandelow nach Marokko. Da bin ich auf die Kamele gestoßen, ein sehr majestätisches Tier, erzählt er.

 

 

 …Mit seinen Tierstudien zeigt er nun ein ganz besonderes Thema. Höhepunkt wird ein Ölgemälde einer Pferdekoppel. In gewisser Weise, so erklärt Bandelow selbst, seien alle anderen Arbeiten der kleinen Ausstellung so etwas wie Vorstudien, Wege, sich einem Gemälde wie dem jener Pferdekoppel anzunähern

 

 Karen Grunow (MAZ v. 07.02.2017)

 

Die Hündin auf dem Weg in die Künstlichkeit

Ein tiefes Verständnis für die Kunstgeschichte zeigt sich bei Gerd Bandelow in vielen seiner Arbeiten. Er stellt gern Bezüge zu anderen Künstlern her, wie bei seinem aktuellen Projekt. Henri Matisse ist hier der Bezugspunkt, die Interieurs des französischen Künstlers faszinieren und inspirieren ihn. "Ich habe vor zwei Jahren angefangen, mich intensiv mit Matisse zu beschäftigen", erzählt Bandelow. "Der Matisse sieht das Außen und Innen so, dass der Mensch sich mit dem Innen einen künstlichen Raum geschaffen hat", sagt er. Trotzdem suche Matisse stets auch die Nähe zur Natur. Die Frau stehe bei dem herausragenden Vertreter der klassischen Moderne "zwischen Natur und Künstlichkeit", interpretiert Bandelow. Sie vermittle so in Matisse' Werken zwischen innen und außen. Immer wieder gibt es bei dem Franzosen Szenen, wo Frauen auf dem Balkon oder vor einem Fenster sitzen.

 

Gerd Bandelow hat sich auch ein weibliches Wesen gewählt, das auf der Schwelle der Balkontür steht und ins Zimmer hinein-, vielmehr zum Betrachter aus dem Bild herausschaut. Doch es ist ein Hund, angeregt von der aufmerksamen Hündin der Bandelows. Der Künstler erklärt diese Idee so: "Der Hund ist ein domestiziertes Tier, ein Wesen, das sich unterordnen möchte, es hat aber auch Triebe und Instinkte." Noch ist das Bild längst nicht fertig. er überlegt sehr genau, wie er es aufbauen und strukturieren möchte, welche Elemente noch auftauchen sollten. Ein Bücherregal zum Beispiel. denn das habe etwas Heimeliges... Er möchte, betont er, bei der Realität bleiben, auch wenn es diesen Raum so eigentlich nicht gibt. Aber es mutet sehr real an. Am Ende aber wird selbst das Muster im Teppich einen genauen und intensiven Gedanken Bandelows verraten können - wenn man die Zeichen denn zu entschlüsseln vermag.

 

Sein Rückgriff auf die Kunstgeschichte reicht aber noch etwas weiter als bis Matisse. Denn auch Adolph Menzels "Balkonzimmer", das einer der Schätze der Alten Nationalgalerie in Berlin ist, klingt aus der Ferne an in seiner außergewöhnlichen Lichtzauberei.

 

Karen Grunow  (MAZ v. 17.10.2017)